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Kostas Karyotakis – Das tragische Gefühl der Vergeblichkeit

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2017-06-22 2017-06-22 22.06.2017

Kostas Karyotakis gehört zu den sehr wichtigen, sehr umstrittenen und meistgelesenen Dichtern der neugriechischen Literatur. Trotz der wenigen Jahre seines Wirkens hat er zahlreiche Dichter der griechischen Moderne beeinflusst. Kennzeichnend für seinen Stil sind Bitterkeit und Sarkasmus im Ton, Ironie in den sprachlichen Wendungen und die Aufhebung der tradierten dichterischen Konturen. Seine Themen drehen sich immer um das Vergebliche, Unbedeutende, Ruhmlose, ja auch Lächerliche. 

Kostas Karyotakis (Tripolis/Peloponnes 1896 – Prevesa 1928) studierte Jura. Anschließend begann er ein Literaturstudium, wurde aber 1919 schon Beamter des Innenministeriums. Parallel zum Beamtendasein verschrieb er sich jedoch der Dichtung und Literatur. Weil er stark in Opposition zu seinem Minister stand, wurde er 1928 in das Provinzstädtchen Prevesa im Epirus strafversetzt. Im Alter von 32 Jahren nahm er sich das Leben und löste damit literarisch eine Welle dekadenter Lebensphilosophien aus, deren Grundstimmung Hoffnungslosigkeit war. 

(Quelle: Romiosini Verlag) 

Kostas Karyotakis, „…die Tat zu verschieben“, Romiosini, Köln 1999. ISBN 9783923728770 (Gedichte übersetzt in deutscher Sprache von undert)

Ballade auf die ewig ruhmlosen Dichter Von Menschen gehasst, von Göttern verachtet, wie alte Fürsten gestürzt und verbittert verwelken die Verlaines: ihnen bleibt der Reim reichlich und silbern als Reichtum übrig. Die Hugos mit ihren "Les Châtiments" berauschen sich am furchtbaren Zorn der Olympier. Ich aber werde eine Ballade der Trauer den Dichtern widmen, die ruhmlos sind. Und wenn die Poes auch unglücklich waren und die Baudelaires lebten als Tote, die Unsterblichkeit ist ihnen geschenkt. Niemand freilich schildert ihr Leben, und eine schwere Finsternis bedeckt der Verse Schöpfer, die ungeehrt dichten. 

Ich aber bringe als heilige Gabe eine Ballade den ruhmlosen Dichtern. Der Menschen Verachtung bedrückt sie, doch schreiten sie voran, ungebeugt und blass, ihrer tragischen Täuschung erlegen, dass in der Ferne der Ruhm sie erwarte, keusch und zutiefst freundlich. Aber im Wissen, dass sie alle vergessen, beweine ich traurig in meiner Ballade die Dichter, die ruhmlos sind. Und irgendwann in künftigen Zeiten sollen die Menschen einander sich fragen, welch ruhmloser Dichter die magere Ballade auf die Dichter schrieb, die ruhmlos sind?

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